Heute muss ich weit ausholen, es ist soviel passiert seit dem letzten Eintrag. Aber eins ist sicher: Korea is fun! Wir freuen uns über unseren Spontan-Ausflug ins Land der Metall-Essstäbchen, des Sojus, Fussbodenheizungen, des Kimchis, BBQ, Meeresfrüchte und freundlichen Leute. Aber jetzt der Reihe nach.
Am Donnerstag haben wir Ulf’s Geburtstag mit Ausschlafen, BLT-Sandwich-Frühstück, Spazieren im Sonnenschein, Café-Rumhängen und zwei Torten gefeiert. Die Koreaner lieben Geburtstagstorten und daher kann man sie überall kaufen. Dazu bekommt man gleich ein Plastikmesser, Kerzen und zwei Streichhölzer. Mitgedacht, sage ich dazu nur. Da Ulf ja leider etwas krank war, haben wir das Anstoßen auf’s Wochenende verschoben, dazu aber später mehr. Ich sage nur: Die Koreaner stehen uns beim Thema Saufen in NICHTS nach.
Am Freitag haben wir dann unsere Sachen gepackt und nach einem Ausflug in ein lustiges Künstlerdorf, hatten wir die Ehre Seoli’s Eltern kennen zu lernen. Die haben uns sehr schick zum Essen ausgeführt. Wir waren in so einem Restaurant, wie man es aus dem Fernsehen kennt, Schuhe aus, niedrige Tische und einen kleinen Raum mit Schiebetür ganz für sich. Um den Kellner zu rufen, hat man so eine Tischklingel benutzt. Sehr praktisch, findet man in fast jedem Restaurant hier. Klingeln und dann piepst es am Tresen und jemand kommt geflogen. Das Essen war lecker und aufregend, Seolis Eltern waren sehr süß. Die Mama hatte einen Narren an Ulpo gefressen und hat Seoli häufiger gebeten, Ulf doch zu erzählen wie gut er aussieht. Lustigerweise haben die Koreaner ein Problem mit dem Buchstaben F und wenn Ulf seinen Namen sagt, antwortet der Koreaner souverän: Ah, Ulpo! Seolis Mama war auch sehr glücklich, dass Ulf so fleißig gegessen hat. Gerne hat sie weiter Sachen auf seinen Teller gepackt und der hat, wie es sich gehört, alles aufgegessen. Später bei Seoli Zuhause gab es noch Hochzeitsfotos von uns und Geschenke für uns. Die sind echt toll, wir haben wunderschöne Essstäbchen bekommen. Auf dem Deckel steht sinngemäß: Wer von diesen Stäbchen isst bleibt gesund und bekommt viele Kinder. Aber das war nicht alles: Eine rosa koreanische Bibel, zwei Fächer und ein Täschchen. Oh, das war fast wie Weihnachten.
Vor langer Zeit hat meine Mama Seoli ein Geschirrhandtuch aus dem Bocholter-Museum für ihre Mama mitgegeben. Den “Gruss aus Bocholt” hütet sie, sie benutzt es nicht mal. Süß, oder?
Ach und das Raumschiff-Klo nicht zu vergessen. Wenn man sich setzt, denkt man noch: Oh, da sind ja viele Knöpfe. Wenn es dann um’s Abspülen geht, steht man vor dem Problem: Welcher Knopf ist es jetzt. Wir beiden haben den Großen genommen, daraufhin fängt alles an wie wild zu blinken. Passiert ist aber nichts. Es gab dann zum Glück noch eine mechanische Spültaste, die hinter den futuristischen Knöpfen versteckt war. Später hat sich herausgestellt, dass wir das BD aktiviert haben. Die sind hier jetzt elektrisch und im Klo integriert. Hui, huih!
Nach diesem Festschmaus und Geschenke-Austausch (zum Glück hatten wir in Laos auch welche gekauft) ging es in ein koreansiches Spa. Das ist eine seltsame, aber sehr praktische Erfindung und natürlich strickt nach Männlein und Weiblein getrennt. Das Spa ist 24 Stunden geöffnet und die Leute kommen auch offensichtlich zum Schlafen dahin. Erst kann man in heißen Pools baden oder in den verschiedenen Saunen schwitzen und dann sich mit den Freunden im gemischten Bereich auf Plastikmatten schlafen legen. Für den gemischten Bereich zieht man aber seine Uniform an, Mädchen lila, Jungs grün.
Am nächsten Morgen ging es dann los zum Muscheln fischen. Dafür mussten wir bei Ebbe mit Spaten und Salz ans Meer mit dem Wagen von Seoli’s Papa. Erst haben wir ein bisschen im Schlamm gebuddelt und wenn wir ein Loch gefunden haben, haben wir Salz reingechüttet. Die Muschel denkt dann, das die Flut angefangen hat und fängt an rauszuklettern. Dann schnappt man sie sich. Klingt super einfach, oder? Ist es aber gar nicht. Erst hatten wir nicht den richtigen Spaten und dann wollen die auch manchmal gar nicht rauskommen, mit oder ohne Salz. Aber wir haben es geschafft für jeden eine zu fangen. Hurray!
Diese Muscheln und viele andere haben wir dann abends zusammen mit Schweinefleisch gegrillt. Grillen ist hier nämlich bei jedem Wetter angesagt und dazu gibt es immer Soju (ein 15% Schnaps). Wir haben uns ein Zimmer mit Bad direkt an einem Grillplatz gemietet. Dieses Zimmer hat keine Betten, nur eine Fußbodenheizung und viele Decken. So verbringen die Koreaner gerne ihre Wochenenden mit Freunden: BBQ und dann gemeinsam in einem Raum auf dem Boden schlafen. Und wir können jetzt sagen: Das ist eine sehr lustige gemütliche Angelegenheit. Nicht nur wir haben gegrillt, sondern auch eine Gruppe älterer Pärchen. Die Herren wurden dann im Laufe des abends sehr gesprächig. Erst wollten sie nur wissen wo wir herkommen und wie wir heißen (Ah, Ulpo!), dann kam einer mit der ersten Flasche Soju vorbei, als Willkommensgeschenk. Dann kam einer und hat gefragt, ob er uns die Hände schütteln durfte. Daraufhin hat ein weiterer gerufen, dass er jetzt neidisch sei. Im Laufe des Abends haben sie uns insgesamt 5 Flaschen Schnaps und eine Menge super Schweinefleisch geschenkt. Ach, die Herren waren wirklich super. Zum Ende kam der eine immer vorbei und meinte: I love you und damit wollte er wohl wirklich nur sagen, dass er sich freut, dass wir in Korea sind und er mit uns gemeinsam anstoßen darf. Im sehr späten Verlauf des Abends gab es von den Herren noch sehr seltsame gegrillte Sachen. Wie gut, dass wir erst später erfahren haben, dass wir Rinderhoden gegessen haben. Obwohl sie vorher auch schon so Andeutungen zur Männlichkeit gemacht haben. Hoden ist hier eine Spezialität und wohl sehr teuer, wir dürfen uns also tief geehrt fühlen. Ach ja und auch diese netten Herren haben Ulf gerne erzählt wie gut er aussieht. Wie Recht sie haben!
Am nächsten Tag ging es uns, wie zu erwarten war, sehr dreckig. Für meinen Geschmack habe ich auch viel zu viele seltsame Muscheln probieren müssen. Aber irgendwie haben wir es nach Mokpo einer Hafenstadt im Süden geschafft und Seoli zurück nach Seoul. Von Mokpo haben wir am nächsten Tag die Fähre nach Jeju genommen. Für die Fähre haben wir 3. Klasse gebucht und das hieß: 4,5 Stunden auf dem Boden sitzen. Genau wie die Schlafräume gab es Fußbodenheizung und ein paar Kissen. Jeju wird auch die Honeymoon-Insel genannt, hier ist es ein gutes Stück wärmer als in Seoul und sogar die Kirschbäume blühen schon. Zur Zeit sind zudem auch alle Schulkinder Korea’s hier und lieben uns ein “Hi” rüberzurufen und heftig zu kichern. Die Jungs fragen auch manchmal noch woher wir kommen und wenn wir Deutschland sagen, freuen sie sich voll. Dann rufen sie lauter Fussballernamen. In Australien oder Südostasien ist es voll langweilig Deutscher zu sein, weil da jeder zweite Tourist aus Deutschland kommt. Hier macht es wieder voll Spaß!
Gestern haben wir uns Fahrräder gemietet und uns den Drachenkopf angeguckt. Da fahren die Koreaner voll drauf ab, auf diese Steine im Meer. Die sollen wie ein Drachenkopf aussehen, aber, nöp, wir sehen da nix. Ihr vielleicht?
Heute sind wir ein bisschen gewandert und haben uns Tauch-Omis angeguckt. Die gehen bei jedem Wetter raus ins offene Meer und suchen Muscheln, Seegras und Oktopusse. Diesen zerlegen sie auch gleich an Land, deshalb nennen wir sie liebelvoll: Killer-Taucher-Omis. Hier ein paar Bilder von der Insel, dem einmal sauberen Essen, der von einer Katze besetzten Rezeption und vom Fussboden-Platz auf der Fähre!
Herzlichen Glückwunsch lieber Leser, Sie haben es bis zum Ende geschafft.
Mehr von uns erst wieder aus Seoul. Grüße in die Ferne.
hallo ihr beiden. schöner blogeintrag! kommt unter die top 5. ich will so ne toilette haben...! habt spaß! karli
AntwortenLöschenUlf, du siehst so verwegen aus! Bist du wieder gesund? Toller Blogpost! Hier wird es langsam Frühling, der Balkon blüht und mein Fernweh tröste ich mit eurem tollen Blog. Viel Spass noch auf eurer Reise, bis zum Mai, garnicht mehr lange hin ;o) freu mich, euer Kjell
AntwortenLöschenHatte die Katze denn noch ein Zimmer für Euch?
AntwortenLöschenSchön, dass es wieder bessere Fotos von Euren Aktivitäten gibt. Eure Seite lebt von den Bildern!